Kranke Umwelt, kranker Mensch – Uranabbau im Erzgebirge
Bei der Durchsicht meines Privatarchivs stieß ich kürzlich auf die Handreichung zu dem 1995 erschienenen Film „Kranke Umwelt, kranker Mensch“, der sich mit dem Wirken der WISMUT befasst.
Als Ergebnis eines Gesprächs im Rahmen einer Lehrerfortbildung kam es damals zur Zusammenarbeit mit dem Filmemacher Volker Koepp. Vorausgegangen war ein Gedankenaustausch zu den Themen WISMUT in der DDR und Bildungsfernsehen. Als Folge dieses Austauschs entstand meine Mitwirkung an den pädagogischen Empfehlungen dieses Filmes.
Das Thema ist noch immer aktuell, da die Sanierung der WISMUT-Halden bis über das Jahr 2020 hinaus geplant ist.
Kurzinhalt:
Im sächsisch-thüringischen Erzgebirge entstand 1946 die dem sowjetischen Verteidigungsministerium unterstellte sowjetische Aktiengesellschaft „WISMUT“ zur Uranförderung für die Atombewaffnung der UdSSR.
Mit dem Ende der DDR und der damit verbundenen Einstellung der Uranförderung haben 500.000 Menschen bei der „WISMUT“ 220.000 Tonnen angereichertes Uran produziert und Tausende ihr Leben dafür gegeben. Menschen kommen zu Wort, die mit Würde, Stolz und Trauer auf 40 Jahre Arbeitsleben zurückschauen. Sie kannten die Gefahren, die von der Strahlung ausgingen; sie nahmen sie für Geld und eine Sondervergütung in Kauf. Der Film deckt eine der größten Umweltkatastrophen unserer Zeit auf.
Lernziele:
Die Schüler sollen
- ethische, rationale, humane Bedenken gegen rein ökonomisches Wirtschaften artikulieren.
- Zusammenhänge zwischen weltpolitischen Maximen der UdSSR und regionaler Wirtschaftspolitik (rücksichtslose Ausbeutung von Ressourcen) im Erzgebirge in Thüringen und im Elbsandsteingebirge sowie ökologische Auswirkungen erkennen und erläutern können.
- Fallbeispiele für Schädigungen an Umwelt und Mensch beschreiben und erklären können.
- eine kritische Einschätzung von sog. Pauschal- oder Patentmethoden der Sanierung vornehmen können.
FiIminhaIt:
In vier Bergbauperioden (Eisen und Zinn; Silber; Wismut und Nickel und Kupfer; Uran) gab es seit dem Mittelalter Bergbau im Erzgebirge (Annaberg, Aue, Freiberg, Johanngeorgenstadt, Schlema, Schneeberg). Der Uranbergbau im deutschen Erzgebirge, der erst nach dem WK II einsetzte, hatte weltpolitische Hintergründe. Nur mit Hilfe der deutschen Uranvorkommen war Stalin in der Lage, eine eigene sowjetische Atombombe zu bauen und damit den Großmachtstatus der UdSSR neben den USA zu behaupten (siehe ergänzende Informationen). Das Streben galt, Uran zu fördern, koste es, was es wolle. Insgesamt wurden 220.000 Tonnen Uranmetall in den Gruben von Sachsen und Thüringen gefördert (für eine Atombombe werden ca. 10 kg Uran 235 benötigt).
Unter dem Tarnnamen „Wismut“ wurde eine bis 1954 ausschließlich unter sowjetischer Förderung stehende Gesellschaft (SAG-Wismut) gegründet. Einziger Zweck: Betreibung des Uranerzabbaus. Die Wismut war ein Staat im Staate, mit eigener Wismut-Polizei, eigener Wismut-Sicherheit usw. Das Werksgelände war gesichert mit Stacheldraht, Laufzonen für Wachhunde in einem Streifen Niemandsland usw.
Das rasche Wachstum von Johanngeorgenstadt (1945: 7.000 Einwohner, 1948: 55.000 Einwohner) zwingt zur Schnellbauweise (Plattenbau). Man war anfangs nicht an Menschen, sondern nur an Arbeitskräften interessiert. Die ersten Arbeitskräfte waren überwiegend Zwangsverpflichtete. Eine Umsiedlerin berichtet von ihren materiellen Motiven als 17jährige, 1946 in die Dienste der Wismut treten zu können. Die Wismut-Beschäftigten bekamen bevorzugt höhere und billigere Rationen auf Lebensmittelkarten Brot, Wurst, Käse.
Ideell wurde Uranbergbau von Betroffenen damals als Arbeit für den Frieden, aus heutiger Sicht als überflüssig eingeschätzt. Unterschiedliche Auffassungen haben die Befragten zur moralischen Verantwortbarkeit der durch technologischen Fortschritt möglichen, bedenkenlosen wirtschaftlichen Ausbeutung natürlicher Ressourcen.
Im Kontrast zum herkömmlichen Bergbau (Steigerlied, Modell vom traditionellen Bergbau) und zur mangelhaften „Gründer“ausrüstung im Uranbergbau (Badehose, ausgedienter Feuerwehrhelm …; spätere Ausrüstungsgegenstände sind Helm, Staubfilter) stehen die Aussagen der im Uranbergbau auftretenden gefährlichen Alphastrahlung, die zwanzigmal intensiver ist gegenüber der üblichen Strahlung.
Diese strahlenbedingten Gesundheitsgefährdungen wurden schon in den Anfangsjahren im Rahmen von regelmäßigen Kontrollen der Beschäftigten gegen unerlaubten Abtransport von Uranerzen durch personenbezogene Geigerzählermessungen deutlich.
Als Folgen der Arbeit im Uranbergbau berichtet ein Bergmann von seinen mehrfachen Gesundheitsschädigungen (spontaner Oberschenkelbruch- und Ellbogen-Pressluftschaden), Silikose, Darm- und Hautkrebs, Gehörschaden, Herzschaden, Bergmannsknie (Angaben beziehen sich nur auf Johanngeorgenstadt): Es gibt 10.000 z.Zt. noch Lebende, als Berufskrankheit anerkannte Silikosefälle, 5.500 als Berufskrankheit anerkannte Radon-indizierte Bronchialkarzinomfälle, 1.500 abgelehnte Fälle, die wieder zur Anerkennung als Berufskrankheit anstehen. Es gibt dazu noch eine in die Tausende gehende Dunkelziffer von bislang unentdeckt gebliebenen Berufskrankheitsfällen, weil diese Menschen nur vorübergehend bei der Wismut gearbeitet haben und ihre mögliche spätere Erkrankung nicht auf ihre Beschäftigung bei der Wismut zurückgeführt wurde.
Aber nicht nur im Uranbergbau ist man Strahlungen ausgesetzt. Die Geigerzählermessung auf einer belebten Dorfstraßen am Ende des Films ergibt, dass der Straßenbelag stärker verstrahlt ist — das Hundertfache — als das Gelände der benachbarten Wiese, weil zu ihrem Bau zu DDR-Zeiten uranhaltiger Abraum aus den Uranbergwerken verwendet wurde. Diese Straße ist ein Beispiel für Altlasten, die nicht in der Zuständigkeit der Wismut für Sanierung liegen. Wer für die Kosten dieser Sanierung zuständig ist, bleibt im Film offen.
Ergänzende Informationen:
Wismut: Der Befehl Nummer 124 der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) verfügte die Übernahme ostdeutscher Betriebe in sowjetischen Besitz (Sowjetische Aktiengesellschaft, sog. SAG-Betriebe). Damit sollte die Frage deutscher Reparationszahlungen an die UdSSR gelöst werden. Am 17.Juli 1947 erfolgte die Eintragung der SAG-Wismut ins Handelsregister. Als deutscher Leiter wurde ein erfahrener Ingenieur eingesetzt. Er hatte der NSDAP angehört. Ihm standen viele Privilegien zu. Bei Misserfolg drohte ihm jedoch die Todesstrafe. 1954 wurde die SAG-Wismut von der UdSSR unter 50%iger Beteiligung der DDR in die Sowjetisch-Deutsche-Aktiengesellschaft Wismut (SDAG) umgewandelt. Bis 1954 verlief die Förderung des Uranerzes ohne jegliche ökologische Rücksichten z.T. im Tagebau (Ronneburg / Seelingstädt); überwiegend jedoch im Tiefbau (Schlema, Aue, Königstein und auch Ronneburg) . Anfangs wurde reichhaltiges Stückerz in die SU verschickt, dann aber minderhaltiges in den Aufbereitungsanlagen in Seelingstädt (Kreis Gera) und Crossen (Kreis Zwickau) zunächst durch mechanische Trennverfahren, später durch chemische Laugung aufbereitet. Die Produktivität des Abbaus lag sehr niedrig: 315 Mark pro Kilo Urankonzentrat betrugen die Produktionskosten. 70 Mark war das Kilo auf dem Weltmarkt wert. Nur die Menge des in die SU gelieferten Erzgesteins zählte. Die jährliche Produktion erreichte 1967 mit 7000 Tonnen Uran ihren Höhepunkt und lag 1990 noch bei etwa 3000 Tonnen. Bis Ende 1990 wurden rund 220.000 Tonnen Uran produziert. (zum Vergleich: für die Herstellung einer Atombombe werden lediglich 10 kg Uran 235 benötigt). Damit war die DDR hinter den USA und Kanada der drittgrößte Uranproduzent der Welt. Am 31.12.1990 verordnete die Bundesregierung des wiedervereinigten Deutschlands die Einstellung der Urangewinnung. Die sowjetischen Anteile an der SDAG-Wismut wurden von der BRD durch ein entsprechendes Abkommen vom 16.05.1991 übernommen. Der Personalbestand, der 1950 rund 130.000 erreichte, unterschritt ab 1956 die Grenze von 100.000. Zwischen 1961 und 1988 arbeitete die Wismut mit einer Stammbelegschaft von rund 45.000 Beschäftigten. Ende 1990 war die Belegschaft auf rund 28.000 reduziert worden. Einzige Aufgabe der Wismut GmbH ist es heute, die stillgelegten Uranerzbergbau- und -aufbereitungsbetriebe zu sanieren. Gegen Ende des Jahres 1992 wies der Stellenplan der Wismut GmbH noch ca. 6.000 Beschäftigte aus.
Altlasten: Im Vergleich zu westlichen Uranbergbauunternehmen befindet sich die Wismut in einer Sondersituation. Bei einer kanadischen Bergbaugesellschaft wird z.B. bereits vor Beginn des Abbaus ein Stillegungs- und Sanierungskonzept mit umfassenden Umweltanalysen vorgelegt. Im Falle Wismut fand ein plötzlicher und unvorbereiteter Wechsel von der Uranförderung hin zu einem Sanierungsbetrieb statt.
Die wichtigsten Sanierungsobjekte sind Halden, Aufbereitungsanlagen, industrielle Absetzanlagen, Betriebsgelände, Erzverladestellen, Schächte und Stollen.
- 3.500 Halden mit einer Masse von 500 Millionen Tonnen (einschließlich der Halden des Vor-Wismut-Bergbaus) und einer Grundfläche von 17 km2. Die gemessene radioaktive Strahlung liegt hier um das Zehnfache über dem zulässigen Grenzwert. Ferner werden über Sickerwässer Böden, Oberflächen- und Grundwässer kontaminiert. Die Halden müssen durch Begrünung gegen Verwehung von radioaktivem Staub gesichert werden. Aber es ist unmöglich, die dafür erforderlichen gewaltigen Mengen an Muttererde aufzutreiben. Lösungsversuch (abhängig von der Zustimmung des Oberbergamtes): Verwendung eines Gemischs aus Fäkalien, Kraftwerkasche, Holzabfall und Klärschlamm. Im Falle Schlemas bedecken die Halden ein Drittel des Ortes. Die ersten Halden sind bereits abgetragen. In einer Wohnsiedlung eröffnet sich erstmals seit 30 Jahren ein freier Blick. Gegen ein generelles Verfüllen des Abraums auf Halden in Stollen und Schächten z.B. haben Umweltexperten massive Bedenken angemeldet, denn unkontrollierte Wassereinbrüche könnten zu großflächigen Auswaschungen des radioaktiven Materials führen, das noch 1600 Jahre strahlen würde.
- Schlammige Absetzbecken (z.T. 70 Meter tiefe Seen): 150 ha finden sich allein in Ost-Thüringen. Das größte Absetzbecken der Welt allerdings befindet sich in Helmsdorf bei Zwickau. Sie stellen das bei weitem größte Gefährdungspotential dar. In einem Liter des Oberflächenwassers, das auf der zähen Suppe schwimmt, liegen allein 120 Milligramm Arsen. Bei Trockenlegung ist eine richtige Explosion von freiwerdendem Radongas zu erwarten.
- Unterirdische Schächte (600 bis 2.500 km langes Grubennetz) mit Tonnen von Fetten und giftigen Kühlmitteln, verstrahlten Maschinen, Grubenbahnen… Die ständige Entwässerung der riesigen Bergwerke bringt Uran, seine radioaktiven Zerfallsprodukte sowie toxische Stoffe, wie z.B. Arsen, in Flüsse und Bäche. Im Jahre 1990 leiteten die Gruben und der Betrieb Seelingstädt insgesamt noch rund 28 Millionen m3 Abwasser in die Vorfluter ein. Der durchschnittliche Urangehalt dieser Wässer betrug nach Reinigung noch etwa 0,8 mg/l. Die intensive Belüftung der Gruben führte im Bereich der Abwetterschächte zu erhöhter Radonkonzentration und Staub in der Atmosphäre. Dennoch ist eine einfache Stilllegung der Bergwerke nicht unproblematisch, da mit dem Abschalten der Belüftung und der Entwässerung die Radonbelastung schubhaft steigt. Beim Fluten von Schächten kann es zu einer Belastung des Grundwassers mit Radionukliden und anderen giftigen Stoffen kommen, die im Rahmen der Uranerzgewinnung im Elbsandsteingebirge durch chemische Laugen im Gestein als Porenwasser zurückgeblieben sind.
Alphastrahlung ist weniger durchdringend als Beta- oder Gammastrahlung, da sie einen Widerstand, der aus einem Blatt Papier besteht, nicht durchdringen kann. Alphastrahlung ist darum aber nicht weniger gefährlich, da sie ihre volle strahlende Wirkung entfalten kann, sobald sie sich in einem Körper befindet. Unter diesem Aspekt sind denn auch die Filminhalte über die Ausrüstung der Bergleute und die festgestellte Verstrahlung der Beschäftigten auszuwerten.
Radon: Das radioaktive Gas Radon entsteht als Zwischenprodukt beim Zerfall von Uran. Es ist einer der gefährlichsten Alphoatrahler, weil er während der feuchtwarmen und staubigen Arbeit vom Bergmann inhaliert wird, wegen seiner kurzen Halbwertszeit in der menschlichen Lunge wieder zerfällt, sich in einen festen Alphastrahler verwandelt und damit verantwortlich ist für die speziell unter Bergleuten auftretende Schneeberger Krankheit. In den weitläufigen Uranbergbaugebieten ist Radioaktivität eines der zentralen Umweltprobleme, da Radon durch Risse im Mauerwerk oder Fußboden in die Häuser eindringt. In Schneeberg z.B. liegt die Radonkonzentration in jedem 2. Haus über dem noch als normal geltenden Grenzwert von 250 Bequerel pro Kubikmeter Luft. In 10% aller Häuser wurde eine Konzentration von über 2500 Bequerel gemessen.
Silikose: Staublunge, chronisch entzündliche Erkrankungen der Atemwege durch ständige Einatmung bestimmter Staubarten.
Sanierungskosten: Das Bundesministerium für Wirtschaft schätzt im August 1991 die Sanierungskosten auf 13 Milliarden DM, die in einem Zeitraum von 10-15 Jahren aufgewandt werden müssen. Diesen Zahlen liegen Preise von 1991, die bestehenden Tarifvereinbarungen und der derzeitige Stand von Wissenschaft und Technik sowie der Umweltgesetzgebung zugrunde. Diese Kostenangaben beziehen sich nur auf die von der Bundesregierung übernommenen Wismut-Gebiete, für andere zur Sanierung anstehende Gebiete fehlt sowohl ein Sanierungskonzept als auch eine Klärung, wer die Kosten trägt.
Steigerlied
- Glück auf ihr Brüder, Glück auf zum Fort, Glück auf ihr Kinder, ich muss jetzt fort. Wohl in die Tiefe, wohl in den Schacht, wo schon so mancher hat Schicht gemacht.
- Glück auf, ihr Steiger in eurer Au, ich sag dem Jüngling auch ein Glück auf, so dass sie alle uns machen Schicht und kommen glücklich ans Tageslicht.
- Denn mancher hat schon da Schicht gemacht, hat da gefunden sein kühles Grab, dann stieg er freudig gen Himmel auf und rief ein frohes Glück auf – Glück auf.
Methodisch-didaktische Überlegungen:
Der Film „Kranke Umwelt — kranker Mensch, Uranbergbau im Erzgebirge“ konzentriert sich örtlich auf Johanngeorgenstadt, inhaltlich auf die Strahlenbelastung auf Mensch und Umwelt durch Uranbergbau ist damit ein repräsentatives Beispiel für eine krasse wirtschaftliche Ausbeutung natürlicher Ressourcen ohne jegliche, ethische, anthropologische und ökologische Bedenken. Um den dokumentarischen Charakter dieses Schwarzweißfilms zu unterstreichen, kommen hierin Zeitzeugen zu Wort, die nach der Methode der oral history befragt Auskunft gaben zu ihren Arbeitsmethoden, zu den Arbeitsverhältnissen in den Nachkriegsjahren und zu ihren Berufskrankheiten. Es sollten aber Aussagefähigkeit und Aussagegrenzen eines Dokumentarfilms aufgrund der thematischen Zuspitzung und der gewählten Zeitzeugenmethode kritisch hinterfragt werden.
Bei den dargestellten methodischen Überlegungen wird davon ausgegangen, dass der Film zum Einstieg in die angesprochene Problematik genutzt wird.
Eine Titelreflexion in Gestalt einer vorbereitenden Hausaufgabe empfiehlt sich, weil damit einzelne Beobachtungsaufträge zum Film in ihrem Sinn erfasst werden:
- Nenne Beispiele, die zeigen, dass der Mensch an einer von ihm zu verantwortenden Umweltveränderung und -schädigung erkrankt. Erläutere diesen Zusammenhang.
Es ist zu erwarten, dass die Schüler Beispiele aus dem Ausland anführen (Bhopal, Tschernobyl, Einsatz von DDT in der 3. Welt, chemische Entlaubung von Wäldern in Vietnam, Ozonloch). Natürlich erzeugt der Lehrerhinweis Betroffenheit, dass solche Beispiele auch in Deutschland feststellbar sind. - Trage folgende Orte wie z. B. Annaberg, Aue, Freiberg, Johanngeorgenstadt, Königstein, Schlema, Schneeberg … in dein 1. Arbeitsblatt ein. Stelle nach Angaben in einem Lexikon zusammen, was du über diese Orte erfahren hast (derzeitige Einwohnerzahl, Lage an Flüssen, Alter der Siedlung, prägende Wirtschaftsform…). Damit erhalten die Schüler eine räumliche Orientierung, wenn sie die Orte des Uranbergbaus in eine Skizze eintragen. An dieser Stelle ist den Schülern die o. g. didaktische Zentrierung des Films auf Johanngeorgenstadt und Strahlenbelastung zu vermitteln, ohne dass dabei der Blick auf regionale Zusammenhänge verlorengeht.
Filmbetrachtung / Bearbeitungsaufträge:
Bei den Fragen bzw. Arbeitsaufträgen wurde unterschieden zwischen einfacheren Sammelaufträgen von Informationen und offeneren, d. h. übergeordneten Problemformulierungen (letztere sind durch einen Punkt gekennzeichnet), die eine selbständige Informationsaufnahme und -verarbeitung voraussetzen.
Nach einer Besprechung der vorbereitenden Hausaufgabe, der Erläuterung des Dokumentarischen im Film, der Vergabe von Beobachtungsaufträgen, der Filmlektüre ist in der ersten Stunde wohl noch Zeit für Spontanfragen der Schüler, Verständnisfragen zu stellen und /oder in Kleingruppen ihre Aufzeichnungen zu den Aufträgen zu ergänzen bzw. auf Folie zu übertragen.
Der Filminhalt lässt sich nach drei Problemkreisen wie folgt strukturieren:
1.
- Beschreibe die im Bergbaulied (Melodie und Text) zum Ausdruck gebrachten traditionellen Empfindungen, Sorgen, Erwartungen von Bergleuten und vergleiche diese mit dem Alltag und mit den Auswirkungen des Uranerzbergbaus.
- Beschreibe den traditionellen Bergbau, wie er im Modell dargestellt wird, und vergleiche ihn mit der Wirklichkeit des Uranerzbergbaus. Sammle Informationen zur Ausrüstung der Bergleute im Uranerzbergbau der Nachkriegszeit. Sammle Informationen zu gesundheitlichen Auswirkungen der Arbeitsverhältnisse auf die im Bergbau beschäftigten Menschen.
2.
- Darf der Mensch alles tun, wozu er technisch in der Lage ist? Prüfe die Frage der
Schuld, der ethischen und moralischen Verantwortung für die Schöpfung. - Darf der Mensch aus politischen Erwägungen eine bedenkenlose Ausbeutung natürlicher Ressourcen betreiben bzw. Umweltschädigungen vorsätzlich betreiben (wie im Falle lraks im Golf-Krieg)? Sammle die Motive, aus denen die Menschen bei der Wismut Arbeit im Uranbergbau aufnahmen. Wie schätzen heute die Beschäftigten ihre frühere Tätigkeit bei der Wismut ein? Sammle Äußerungen. Sammle Informationen aus dem Film, die die rechtliche, materielle Sonderstellung des Wismutgebietes und der Bergleute in diesem Gebiet in der WK II-Nachkriegszeit zum Ausdruck bringen. Suche im Film nach Erklärungen für diese Sonderstellung des Wismutgebietes.
3.
- Sammle Informationen zur bergbaubedingten Strahlenbelastung der Umwelt und weitere Umweltschädigungen.
Ergebnissicherung 1:
Zur Ergebnissicherung bietet sich ein Tafeltext an, der sich an den beschriebenen Filminhalt anlehnen kann:
- Uranbergbau im Erzgebirge, in Thüringen und im Elbsandsteingebirge:
- Orte, Beginn, Motive der UdSSR / weltpolitische Hintergründe, Motive der Beschäftigten damals, heute, Auswirkungen auf Umwelt und Mensch, Produktionsvolumen …
- Problem 1: Darf der Mensch aus machtpolitischen Interessen eine bedenkenlose wirtschaftliche Ausbeutung natürlicher Ressourcen vornehmen? Ist ein Handeln ohne Abschätzung der Folgen bzw. deren schlichte Negation verantwortbar?
- Problem 2: Sind die eingetretenen Schäden wieder rückgängig zu machen? Hat der Uranbergbau weitere Schäden an Mensch und Umwelt verursacht?
Ergebnissicherung 2:
Zur Veranschaulichung struktureller Zusammenhänge bietet sich ein Schema an:
1. Arbeitsblatt für den Film: Kranke Umwelt, kranker Mensch
2. Arbeitsblatt für den Film: Kranke Umwelt, kranker Mensch
Arbeitsaufträge:
- Untersuche, ob es in Deinem Wohngebiet / Deiner Region vergleichbare durch eigennütziges menschliches Handeln hervorgerufene Umweltprobleme gibt (Entsorgung: Mülldeponien, Müllverbrennung, Deponien für Sondermüll, Lagerstätten für atomare Brennstäbe … u.a.). Benutze zur Klärung der ökologischen Zusammenhänge das Arbeitsblatt 2 und die Basisinformation zum Thema „Altlasten“
- Untersuche z. B. Dein Kaufverhalten bei Obst, Brot, Blumen, Gemüse … recyclebaren Industriewaren … und prüfe, inwieweit Du als Verbraucher Möglichkeiten hast, gegen umweltbelastende Wirtschaftsmethoden etwas zu unternehmen.
Verleih: focus-Film 1995
Buch und Regie: Volker Koepp
Kamera : Thomas Plenert
Schnitt : Angelika Arnold
Ton: Uwe Haußig
Begleitkarte: Rolf Schmalhorst
Fachberatung : Rainer Grajek, Hans-Joachim Schuber
Fach: Politische Bildung, Gesellschaftslehre, Geschichte, Biologie, Ethik, Religion, Geogrotie
Lehrplan: Eingriff in den Naturhaushalt und Folgeerscheinungen. Kalter Krieg und sowjetische Militäradministration
Zielgruppe: Haupt- und Realschule ab 9. Klasse; Sekundarstufe I und Sekundarstufe II; Jugend- und Erwachsenenbildung
Medium: VHS-Kassette
Laufzeit: 29 Minuten
Letzte Aktualisierung: 28. April 2021