Berühmte Großenhainer: Johann Christian Barth
Sächsischer Bergrat erfand das Hayner Grün
Städte schmücken sich gern mit den Namen bekannter Persönlichkeiten, die in ihren Mauern gewirkt haben oder einfach nur da geboren sind. Besonders, wenn die so Geehrten die Stadt über ihre Grenzen hinaus bekannt gemacht haben oder sich in anderer Art Verdienste erwarben. Dann werden Institutionen, Vereine, Gebäude, Straßen und Plätze nach ihnen benannt. Das macht die Stadt interessant, weckt die Neugier der Einwohner und Besucher. Es verführt manchen dazu, sich mit der regionalen Geschichte zu beschäftigen, es weist auf Traditionen hin und dient der Ausprägung der Heimatliebe und des Stolzes auf die Stadt. Das ist auch in Großenhain so.
Nur: Viele Erwachsene und Schüler kennen die Geschichte Großenhains und die in ihr wirkenden Persönlichkeiten zu wenig, und so schränken sich die Antworten auf entsprechende Fragen meist auf einen Namen ein. Preusker! Ohne Zweifel ein verdienstvoller Mensch. Sollte es aber in der tausendjährigen Geschichte der einst bedeutenden Tuchmacherstadt nicht weitere Männer oder Frauen gegeben haben, die überregionale Ausstrahlung besaßen? Die Bedeutendes für die Stadt leisteten und die nunmehr darauf warten, dem historischen Dornröschenschlaf entrissen zu werden. Um der modernen Zeit mit ihrem Namen zu beweisen, dass die Ursprünge für heutige Entwicklungen oft in früherer Zeit lagen.
Gehen wir also auf „Wecktour“.
Da wäre der Advokat Johann Christian Barth. Als er 1759 starb, kannte man ihn in ganz Sachsen. Für seine Verdienste auf dem Gebiete der Tuchfärberei (die farbige Schönfärberei) war ihm der Titel „Kurfürstlich-Sächsischer Bergrat“ verliehen worden. Er hatte 1743 das „Hayner Grün“ erfunden, das mit zunehmender Verbreitung „Sächsisches Grün“ genannt wurde. Außerdem entwickelte er das Lackmusblau und das blaue Karmin weiter. Die kurfürstliche Auszeichnung kennzeichnet die Bedeutung seiner Erfindungen.
Sein Sohn, Hofkommissar Johann Carl Barth, verbesserte das Werk seines Vaters weiter. Herstellung und Verwendung von Lackmus und blauem Karmin machte er sich 1763 mit der Gründung der Großenhainer Kattunfabrik zunutze. Er starb 1801 und hatte seine Verdienste als Pionier der beginnenden Industrialisierung seiner Heimatstadt.
(erschienen am 06./07. September 1997 in der Sächsischen Zeitung, Reihe: Berühmte Großenhainer)
Letzte Aktualisierung: 24. Mai 2021